Wenn Sie heute das künftige Museum Fotoatelier Seidel in Český Krumlov betreten, geraten Sie mit einem Schlag in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Sie haben das Gefühl, dass Sie ein Haus betreten, in dem die Zeit vor etwa siebzig, achtzig Jahren stehen blieb. Sie kehren in die Zeit zurück, als der berühmte Fotograf Josef Seidel und dann sein Sohn Franz in dem Haus nicht nur arbeiteten, sondern später auch lebten.
Gerade das war das Ziel der Erneuerung und Rehabilitierung des Hauses mit Fotoatelier in der Linecká-Gasse in Český Krumlov sowie des Nachbarhäuschens im Garten, wie es sich vor drei Jahren der Entwicklungsfonds von Český Krumlov, der neue Besitzer der Objekte, vorgenommen hatte. " Die Einzigartigkeit des Museums liegt vor allem in der Komplexität seines Angebotes. Nirgends in Europa sind in solchem Maße an einer Stelle ein Objekt, das ursprünglich als Fotoatelier gebaut wurde, darin die ursprüngliche Fototechnik sowie das Werk, das damit entstand, und nicht zuletzt das Werk selbst, einschließlich der Dokumentation, wie die Buchhaltung und komplette Fundbücher sind, zu sehen," machte der Direktor des Fonds Miroslav Reitinger aufmerksam.
Einen Monat vor der Eröffnung des Museums sind bereits in allen Räumen die ursprünglichen Wandmalereien restauriert, deren historische Fragmente zur Illustration erhalten blieben. Den Rest der Wände schmückt eine neue Malerei auf Grund der ursprünglichen Schablonen. Das Haus mit Fotoatelier wird schrittweise mit einer Reihe von authentischen und zeitgenössischen Elementen ausgestattet, wie alte Schalter und Steckdosen, Retroheizkörper oder Deckenlampen und Leuchtkörper sind. „Einige Sachen sind original, andere haben wir in Antiquitätenläden gekauft, manchmal mussten wir kompliziert nach modernen Herstellern von zeitgenössischen Schaltern oder Heizkörpern suchen,“ ergänzte Reitinger damit, dass aber die Mehrheit der Interieurausstattungen tatsächlich original ist und der Fonds sie gemeinsam mit dem Haus im Jahr 2005 gekauft hatte.
Einen Restauratoreneingriff erfuhren die Möbel, an die sechzig Fotogeräte und Zubehör, die Hintergründe, die im Fotoatelier bei einer Veränderung der Umgebung benutzt wurden, das Abschirmungssystem, sowie das einzigartige Glasdach des Fotoateliers. „Das Atelier selbst wird mit den Einrichtungen ausgestattet sein, die in dieser Zeit benutzt wurden, seien es denn große gemalte, als Hintergründe dienende Leinwände, Fotoapparate oder zeitgenössische Möbel einschließlich der authentischen Stühle, auf denen die porträtierten Menschen saßen. Die Besucher sollten das Gefühl haben, dass sie gerade zu den Seidels gekommen sind, um sich fotografieren zu lassen," führte der Projektmanager Petr Hudičák an.
Die künftigen Besucher sehen nicht nur die lebende Museumsexposition: zwei Räume im Erdgeschoss werden als Schlaf- und Wohnzimmer eingerichtet und erinnern an den Zustand des Hauses in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als darin das Ehepaar Franz und Maria Seidel bis zum Tod lebte.
Die Rekonstruktion erwartete auch der Garten vor und hinter dem Haus, den nach zeitgenössischen Dokumenten Blumen ergänzen wie früher – Rosen, Pfingstrosen – fehlen darf nicht einmal eine Bank. Sämtliche Bauarbeiten „überstand“ voller Kraft auch ein Ginkgo-Baum, der am 6. Juni dieses Jahres den ersten Besuchern des Museums Fotoatelier Seidel seinen Schatten bietet.